Israels Militär hat in der Nacht eigenen Angaben zufolge 99 Prozent der aus dem Iran abgefeuerten Geschosse abgefangen. Der Sprecher der israelischen Armee, Daniel Hagari, sprach von einem "sehr bedeutsamen strategischen Erfolg". Von 170 unbemannten iranischen Flugkörpern sei kein einziger auf israelisches Gebiet vorgedrungen. Zahlreiche seien von israelischen Kampfjets und israelischer Luftabwehr abgeschossen worden sowie von "der Luftwaffe und Luftabwehr unserer Partner". Auch von mehr als 30 Marschflugkörpern, die der Iran abgefeuert habe, sei keiner nach Israel eingedrungen.

Von den mehr als 120 auf Israel abgefeuerten ballistischen Raketen seien nur wenige bis nach Israel durchgedrungen, sagte Hagari weiter. Dabei sei ein Militärstützpunkt im Süden des Landes getroffen worden. "Sie schlugen im Bereich der Flugbasis Nevatim ein und verursachten nur leichten Schaden an der Infrastruktur", sagte der Armeesprecher. Die Basis sei weiterhin intakt.

Iran warnt Israel vor Gegenangriff

Ob Israel auf den iranischen Vergeltungsschlag mit einem Gegenangriff reagieren wird, war zunächst offen. Bei der Lagebeurteilung wurde keine Entscheidung über eine israelische Reaktion auf den iranischen Raketen- und Drohnenangriff getroffen, sagte ein israelischer Beamter der Times of Israel. Die mögliche Reaktion soll heute auf der für 15 Uhr (Ortszeit) geplanten Sitzung des Kriegskabinetts besprochen werden.

Der Iran warnt Israel derweil vor einem Gegenangriff. "Sollte Israel Vergeltung üben, wird unsere Antwort viel größer sein als die militärische Aktion von heute Nacht", sagte der Stabschef der Streitkräfte, Generalmajor Mohammad Bagheri. Auch der Kommandeur der einflussreichen Revolutionsgarde, Hussein Salami, drohte mit Konsequenzen. Sollte Israel iranische Einrichtungen, Vertreter des Staates oder Bürger angreifen, werde Vergeltung geübt.

Mindestens zwölf Verletzte laut israelischem Rettungsdienst

Nach Angaben israelischer Rettungskräfte wurde ein Kind aus einer Stadt im Süden Israels schwer verletzt, offenbar durch einen Raketeneinschlag. Die Polizei untersuche die genauen Umstände der Verletzungen noch. Insgesamt sprach der israelische Rettungsdienst von mindestens zwölf Personen aus dem Süden Israels, die in Krankenhäuser eingeliefert wurden.

Auch aus dem Irak und Jemen gab es laut israelischen Militärangaben Angriffe. Diese hätten Israel jedoch nicht erreicht, sagte Hagari. Zahlreiche Raketen seien zudem vom Libanon aus auf den Norden Israels gefeuert worden. Dabei sei niemand verletzt worden.

Der israelische Verteidigungsminister Joaw Galant sagte, es sei dem Staat Israel gemeinsam mit den Vereinigten Staaten und weiteren Partnern gelungen, sein Territorium zu verteidigen. Er fügte jedoch auch hinzu, die "Schlacht" sei noch nicht vorbei: "Wir müssen wachsam bleiben."

Erster direkter Angriff auf Israel in der Geschichte der Islamischen Republik

In Washington teilte US-Präsident Joe Biden mit, das US-Militär habe im Laufe der vergangenen Woche Flugzeuge und Zerstörer zur Abwehr ballistischer Raketen in die Region verlegt, um Israels Verteidigung zu unterstützen. "Dank dieser Einsätze und der außergewöhnlichen Fähigkeiten unserer Soldaten haben wir Israel geholfen, fast alle Drohnen und Raketen abzuschießen", hieß es in einer Erklärung der US-Regierung.

Zu Beginn des iranischen Angriffs schrieb Ajatollah Ali Chamenei am Abend auf X: "Das boshafte Regime wird bestraft werden." Die Luftangriffe werden von der Führung in Teheran als Operation "Aufrichtiges Versprechen" bezeichnet. Aus iranischer Perspektive handelt es sich um einen Vergeltungsschlag für die Tötung hochrangiger Offiziere Anfang April bei einem mutmaßlich israelischen Luftangriff auf Irans Botschaftsgelände in der syrischen Hauptstadt Damaskus. Mit dem Vergeltungsschlag griff der Iran erstmals in der Geschichte der Islamischen Republik seinen Erzfeind Israel direkt an.

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Korrekturhinweis: In einer früheren Version des Textes stand, zwei Kinder seien verletzt worden. Laut aktuellen Angaben israelischer Rettungskräfte wurde jedoch nur ein Kind im Krankenhaus behandelt.